Credits
Regie: Michael Kreihsl
Drehbuch: Michael Kreihsl
(unter Mitarbeit von: Barbara Zuber)
Kamera: Oliver Bokelberg
Schnitt: Clemens Böhm
Ton: Bernhard J. Schmid
Ausstattung: Christoph Kanter
Kostüme: Martina List
Maske: Helga Klein
Darsteller: Ulrich Tukur (Franz), Julia Filimonow (Mathilde), Nikolaus Paryla, Johannes Silberschneider (Museumswärter), Sophia Gorgi,
Justus Neumann, Claudia Martini, Elzbieta Czyzewska, Boris Manner, Akbaba Özyadin, Johann Adam Oest,Toni Böhm, Ela Piplits,
Stephanie Taussig, Susanne Stach, Imke Büchel, Ilene Strickler-Kreshka, Arthur Munkenbeck, Barbara de Koy, Kari Rakkola, Monika
Tajmar, Hagnot Elischka, Gerd-Michael Meier-Stauffer, Klaus Händl, Stephanie Waechter, Herbert Adamec, Brigitte Antonius,
Karoline Zeisler, Klaus Ofczarek, Alexander Strömer, Hilke Ruthner, Steve Picher, Andreas Wagner, Monica Anna Cammerlander,
Anton Deibler, Alexei Biz, Piotr Chlolowicz, Albin Paulus
Erstaufführungsjahr: 2000
Originalsprache: Deutsch
Spieldauer: 86 min
35 mm, Farbe, 1:1,85
Aufnahmeleitung: Peter Altendorfer
Produktionskoordination: Ulrike Lässer
Produktionsleitung: Gebhard Zupan
Produzent: Veit Heiduschka
produziert von: Wega Filmproduktion
Pressestimmen
Vom Fallen aus der Zeit oder: Die trockenen Farben des späten Tizian
In "Heimkehr der Jäger" erzählt Michael Kreihsl von alter Malerei und modernem Leben, von sich ankündigendem Wahnsinn und
dem Rückzug in die Imagination.
In einer Zeit zwischen Herbst und Winter hält sich dieser Film auf, in einer unwirklichen Welt: Den weiten Landschaften von
Heimkehr der Herde und Jäger im Schnee, den letzten Bildern aus Pieter Bruegels sechsteiligem Jahreszeiten-Zyklus, verdankt Michael Kreihsls Heimkehr der Jäger Farben und Motive: Ocker und Weiß dominieren den Film, später auch tiefenscharfe Naturszenerien unter dunklen Herbstwolken.
Mit dem Auftragen der Farbe, mit der Grundierung der Leinwand beginnt der Film: ein Kopist an der Arbeit im Haus der hohen
Kunst. Ulrich Tukur spielt diesen Mann, diese Chronik einer wachsenden Verstörung, mit großer Konzentration, um Genauigkeit
bemüht, nicht ums Spektakel. Dem Spiel Tukurs entspricht der Blick der Inszenierung, die sich lustvoll an Details entzündet,
die ein Auge für kleine Absurditäten }nd alltägliche Gemeinheiten hat.
Die Leute rennen immer nur vorbei an der Kunst, das ärgert den Kopisten, der &u}ml;ber seiner Einsamkeit zunehmend unnachsichtig
und widerständig wird: Kreihsls Held sehnt sich nach einer Welt, die nicht in sich zerfällt, nach einem unmontierten Leben.
Aber das Kino, die entscheidende Kunstform der Moderne, kann ihm den ersehnten Rahmen auch nicht bieten: Es kennt selbst nur
den Zerfall, die Zerkleinerung der Welt-Bilder.
Nicht mehr ganz in Ordnung
In Kreihsls Montage spiegelt sich diese Brüchigkeit, sie rafft und verknappt, setzt Musiksplitter gegen Dialog-Bruchstücke,
sie löst die Welt wie zum Beweis noch einmal auf: An den Kanten der elliptischen Erzählung wird hier die Groteske eines entfremdeten
Lebens geschärft. Der kulturpessimistische Held ist nicht von Sinnen, aber in Ordnung ist er auch nicht mehr: Er flieht, wie
so viele seiner Art, in die Radikalisierung, in die Aufrüstung, die Auflehnung gegen eine flüchtige Welt. Die Orte verschwinden
und mit ihnen auch der Mensch.
Seltsames geschieht in der Welt draußen, außerhalb des Kunsthistorischen: Der Kopist läßt das Leben, das er gewohnt ist, aber
immer weniger erträgt, hinter sich, um in alten Kostümen, wie bei Bruegel, durchs Land zu ziehen. Er wird dabei nicht froh,
dazu weiß er zu genau, daß, was er tut, ohne Folge sein wird. Von der Kunst in den Zeiten des Geldes handelt Heimkehr der Jäger auch: Den Supermarkt tauscht Kreihsl gegen das Museum, spielt ein öffentliches Haus gegen das andere aus. Sogar Kunstwitze
fallen ab, ganz ernst ist die Sache noch nicht: Der späte Tizian und seine trockenen Farben, heißt es da, machten den Betrachter
durstig. Und Rembrandt blickt verstört, im Selbstporträt, über die Jahrhunderte hinweg, aus dem Bild an der Wand, aus dem
Sichtfenster des Kinos: ein Mann out of time; außerhalb der Zeit, genau wie die Figur, die Tukur spielt.
Heimkehr der Jäger bemüht sich nicht um Reinheit: Kreihsl mischt die Stimmungen und Genres, wechselt Ideen, Tonfälle und Erzählmittel, macht
keinen Unterskhied zischen elektronischer Musik und Händels Arien, zwischen Literatur, Malerei, Video und Kino.
Am Ende hat sich auch das Filmbild verwandelt: An blauweißen Bruegel-Schneelandschaften zieht die Kamera Oliver Bokelbergs,
der als Mitautor dieses Films gesehen werden muß, vorbei. Ob die Resignation, mit der Kreihsl in die Welt schaut, legitim
ist; darüber wird man streiten können. Und die Romanze, die der Filmemacher am Rande nach einschiebt, kommt nicht recht an.
Aber im Experiment liegt die Courage: Wer nicht versucht, sich von sich selbst zu befreien, wird immer nur mit sich allein
sein.
Stefan Grissemann, Die Presse, 18. November 2000
Lächerliche Vereinsamung: "Heimkehr der Jäger" von Michael Kreihsl:
Stillleben mit Aufkleber: Ein Widerstand
Warum lauft ein Kopist Amok? In Michael Kreihsls j&}uml;ngstem Spielfilm generiert ein Alltag samt bornierter Mitmenschen
und zunehmend verunsichernder Lebensstrukturen eine Tragikomödie, die bei aller Härte der Verhältnisse immer noch eine gewisse
Leichtigkeit bewahrt.
Wien - Kann es sein, dass das wunschlose Unglück und die Depression in und über Österreich wirklich größer ist als anderswo?
Man will es kaum glauben. Aber es ist schon erstaunlich, wie wenig selbstironisches Potenzial - im Gegensatz zu anderen Ländern
- viele fiktive schwache österreichische Helden haben: Hierzulande hält man es ja gerne mit Michael Haneke, murmelt mit blauen
Lippen etwas von "emotionaler Vergletscherung" und geht bestenfalls hilflos, aber gemütlich in den kabarettistischen Kleinkunst-Keller
lachen.
Ein bisschen Angst kam im vergangenen Jahr also immer wieder auf, wenn man dem Regisseur und Drehbuchautor Michael Kreihsl
begegnete und von ihm in etwa mit folgender Kurzfassung der Handlung seines neuen Spielfilms Heimkehr der Jäger konfrontiert wurde: Ein Kopist niederländischer Meisterwerke im Kunsthistorischen Museum leidet unter der Trennung von seinem
Kind, der zunehmend unmenschlichen und wenig kunstsinnigen Umwelt, der Kälte der Werbeplakate - und dreht also, weil man offenbar
anders nicht reagieren kann, durch.
Dies klang nun ein bisschen sehr nach Der siebente Kontinent II - This Time It's Very Very Cold. Und eigentlich war es nur schwer mit Kreihsls letztem Wurf Charms' Zwischenfälle zu assoziieren: Zwar kommunizierten auch dort die beengten Verhältnisse eines Künstlers mit einer katastrophalen Außenwelt.
Aber, um mit Thomas Bernhard zu reden: "Alles ist lächerlich, wenn man an den Tod denkt." Und, frei nicht nur nach Bernhard
oder eben Daniil Charms: Wenn die Welt da draußen lächerlich und brutal ist - bitte, dann sind wir es erst recht.
Man darf von einem großen Glück reden, dass Michael Kreihsl diesen Grundsatz auch bei Heimkehr der Jäger doch weiterhin beherzigt hat. Und erst recht beglückt die Tatsache, dass er mit Ulrich Tukur einen Hauptdarsteller fand,(der
souverän auf dem Grat zwischen lächerlichem Realismus und fantastischer Farce balanciert.
So wie sich das Drehbuch kaum Alltagsjargon erlaubt und dennoch die Kamera auch Alltäglichkeiten ungekünstelt wahrzunehmen
vermag, ist Tukur entrückte Kunstfigur und plausibler Charakterkopf zugleich: Am besten in absurden Sequenzen, die hart an
den Rand zur Haneke-Parodie gehen. Verzweifelt tobt er da über einen Autobus-Chauffeur, der vor dem Haus den Motor konsequent
auf Standgas laufen lässt. Und sein körperlich nachvollziehbarer Schmerz über die Invasion von Supermärkten gipfelt in einem
grimmig-perfektionistischen Akt künstlerischer (Re-)Produktion:
Eine Frucht auf einem historischen Ölgemälde "vmrschönert" der Kopist mit einem getreulich abgemalten Werbekleber jener Art,
die heutzutage in diversen Obst- und Gemüseregalen die Waren zieren. Akribisch wie dieser Mikro-Widerständler agiert letztlich
auch Kreihsls Inszenierung bzw. Bildkomposition. An seinem Film, über dessen kulturpessimistische Anklänge natürlich immer
noch vortrefflich zu streiten wäre, sieht man: Formale Sicherheit führt auch zu inhaltlicher Bereicherung. Heimkehr der Jäger ragt in diesem Sinne nicht zuletzt auch visuell und akustisch weit über das Gros der heimischen Produktionen hinaus.
Sicher, manchmal nerven dann Handlungsstränge wie eine Romanze des Kopisten mit einer Supermarktverkäuferin - erst recht,
weil Julia Filimonov gegenüber Tukur und dem Rest eines großartigen Ensembles (Nikolaus Paryla, Johannes Silberschneider,
Johann Adam Oest u. a.) eigentümlich farblos wirkt. Dennoch: nachdrückliche Empfehlung! Und darüber, ob der heimischen
Realität nicht doch noch etwas andere, weder vergletscherte noch kabarettistische Aspekte abzuringen wären, wird man in weiterer
Folge wohl noch öfter disputieren müssen.
Claus Philipp, Der Standard, 17. November 2000
"Ein Mensch vereinsamt. Inmitten der immer lauter werdenden Umwelt. Ein Kopist verschmilzt immer stärker mit seiner Arbeit,
die Bilder werden zur Wirklichkeit, die Wirklichkeit verkommt zu Zerrbildern. Private und berufliche Schwierigkeiten häufen
sich. Und der Mann macht einen "starken Abgang". Wie Männer das leider oftmals tun, einen Abgang in Gewalt und Tod.
So etwas sah man vor einigen Jahren auch in 'Falling Down', doch lag dort der Schwerpunkt auf dem ständig präsenten Gewaltpotential,
das einen Vereinsamten, Verzweifelten zu Gewalttaten treiben kann. Hier ist alles viel subtiler, fantastischer, vielleicht
auch zynischer und doch stellenweise poetisch. Und aukh die Groteske kommt nicht zu kurz. Wie wehrt sich ein Mensch gegen
eine immer unmenschlicher werdende Gesellschaft? So? Verrückt, wahnwitzig, schlau? Ein grandios gespielter Film, der virtuos
mit seinem Thema spielt und als 'Lösung' eine irrwitzige 'Geisterbahnfahrt' anbietet."
L. Ch., Wiener Zeitung, 16. November 2000
"Michael Kreihsls HEIMKEHR DER JÄGER, betitelt nach einem Brueghel-Gemälde, berichtet von einem einsamen Kopisten, dessen
Arbeit im Kunsthistorischen Museum zum Verlust der Wirklichkeit, besser: zum Gewinn destabilisierender Fantasien führt. Der
Mann, mit radikaler Zurückhaltung virtuos dargestellt von Ulrich Tukur, verliert sich in einem Paralleluniversum, das Äußeres
und Inneres, Lebenswelt und Kunstwelt subtil ineinander fließen läßt. Kreihsl überträgt wie sein Held Brueghels Farben auf
die eigene Leinwand, hochkompetent unterstützt von Kameramann Oliver Bokelberg, und er gibt dibei entschieden, im österreichischen
Film eine Rarität, der Kunst den Vorzug über das Kunstgewerbe und der Stille den Sieg über Amok, Lärm und Vernichtung."
Stefan Grissemann, Die Presse; Februar 2000 anläßlich der Berlinale 2000
"Michael Kreihsl gelingt mit HEIMKEHR DER JÄGER ein Kunst-Stück, das so bewusst wie spielerisch die österreichiskhe Lage der
letzten Monate zu kommentieren weiß: Ulrich Tukur als Kopist von niederländischen alten Meistern im Kunsthistorischen Museum
gestaltet eine Figur wie aus einem Text von Thomas Bernhard, die irrtümlich in den kalten Kosmos von Michael Haneke geraten
ist. Kreihsls Kunstoriff dabei: Er nimmt seinen verbissenen Helden nie tierisch ernst. Statt dessen zeigt er, wie sich ein
Einzelner vor grotesken Leerläufen selbst verzettelt. Insofern ist HEIMKEHR DER JÄGER auch eine grimmig-heitere Abhandlung
über argumentative Ladehemmungen der österreichischen Intellektuellen bzw. des heimischen Kinos."
Claus Philipp, Der Standard, Februar 2000 anläßlich der Berlinale 2000
"Man könnte HEIMKEHR DER JÄGER den Vorwurf einer überholten Form von Kapitalismuskritik machen, den Versuch, die Geistes-
und Kulturgeschichte Europas gegen die Schnelllebigkeit und Verwerflichkeit der neuen Zeit hoch zu halten. Natürlich greift
Kreihsl in seiner Geschichte vom Untergang des Abendlandes zu so mancher Symbolik, kann der Versuchung der direkten Veranschaulichung
nicht immer widerstehen, wenn sich etwas Pieter Brueghels "Turmbau zu Babel" als Bau des modernsten Einkaufszentrums von Wien
entpuppt, dem neuen Ort der Kommunikationslosigkeit und des Zerfalls. Es gäbe für ihn nichts Schöneres als Schnee in einer
Winterlandschaft mit einer weißen Decke, meint Franz einmal zu der jungen Frau, die er kennenlernen wird, und wenn er das
sagt, schwenkt die Kamera wie zur Bestätigung auf Brueghels "Die Jäger im Schnee".
Doch HEIMKEHR DER JÄGER bleibt hier nicht stehen, gibt sich mit Hinweisen und Attitüden nicht zufrieden. Wo etwa die Nähe
zu Haneke deutlich spürbar wird, bindet Kreihsl seine kulturhistorischen Verweise und Anspielungen direkt an seine Hauptfigur
und kann dadurch den pessimistischen Blick auf den Wandel der Zeit als subjektiv-beschränkten gleichzeitig entkräften und
schärfen. Das schafft liebevolle Distanz, die mit der aus "Charms Zwischenfälle" bekannten Ironie die Erzählung durchsetzt,
während sich Kreihsl damit selbst augenzwinkernd beim Kulturpessimismus zusehen kann."
Michael Pekler, Media Biz 9/00
"Im jüngsten Film des Manieristen, der in seinem Schaffen eine große Affinität zu Musik und Malerei hat, wird Haider nicht
erwähnt. Aber die sorfältig komponierten, in einem langsamen Rhythmus montierten Bilder (Kamera Oliver Bokelberg) lassen spüren,
wie eine Welt beschaffen ist, in der Menschen Amok laufen, eine Welt, in der Obsthändler, die einen Apfel mit einem Blatt
daran für einen Maler aufbewahren, verdrängt werden durch seelenlose Supermärkte, in denen es nur noch in Folie abgepackte,
polierte Äpfel gibt. HEIMKEHR DER JÄGER ist einer der bisherigen Höhepunkte der Berlinale, weit über das Forum hinaus.
Stuttgarter Zeitung, Februar 2000
"Mein Lieblingsfilm (aus dem Programm des "Internationalen Forum des Jungen Films") in diesem Jahr: HEIMKEHR DER JÄGER von
Michael Kreihsl. Groteske österreichische Kapitalismus-Kritik."
Dorothee Wenner, Die Zeit, Februar 2000
"Den überzeugensten Eindruck hinterließ nach seiner Premiere Michael Kreihsl neuer Spielfilm HEIMKEHR DER JÄGER. In farbenprächtigen
Bildern schildert der stille geheimnisvolle Film die Geschichte eines Kopisten von alten holländischen Meistern, der von den
kleinen Dingen des täglichen Lebens mehr und mehr überfordert wird und sich schließlich vom anarchistisch denkenden zum kriminell
handelnden Menschen wandelt."
Kleine Zeitung, Februar 2000 anläßlich der Berlinale
"In Michael Kreihsl Spielfilm HEIMKEHR DER JÄGER ist Franz (Ulrich Tukur) ein Kopist alter Meister, vornehmlich Niederländer,
und arbeitet mit ähnlicher Sorgfalt wie die Schöpfer der Originale. Für ein Stilleben studiert er den Verwesungsprozeß von
Obst und Gemüse, während um ihn herum die Welt in Auflösung begriffen ist. (. . .) HEIMKEHR DER JÏGER ist nicht
der klassische Unterhaltungsfilm, aber der schönste und am sorgfältigsten gemachte österreichische Film des Jahres. Mit bizarren
und surrealen Bildideen verbindet Kreihsl die bildende Kunst mit Erfindungen und Erzähltraditionmn von Autoren wie Franz Kafka
und Thomas Bernhard. Ohne Anklage wird Franz erschossen "wie ein Hund", heißt es in Kafkas "Prozess". Zweifellos hätte HEIMKEHR
DER JÄGER den Großen Diagonale-Preis verdient (. . .)."
Peter Angerer, Tiroler Tageszeitung, 4. April 2000
"Ohne ein erklärendes Wort zuviel kommt der erregende Zweitling HEIMKEHR DER JÄGER des auch als Theaterregisseur erfolgreichen
Michael Kreihsl aus. (. . .) Kreihsl hält verbale Kommunikation kurz und läßt Bilder ex- und implodieren. In der
Filmkamera beginnen Rembrandts zu laufen. Der Held versucht mit einer Videokamera, für seine Tochter Reste lebenswerter Sensibilitäten
und Alltagsästhetiken festzuhalten. Mit dem Kopiergerät multipliziert Franz Kunstwerke. Kreihsl stellt, um die Entfremdung
seines Helden zu visualisieren, Brueghels Bild von der Bauernhochzeit beklemmend nach. Vergleichbares wagte nur Peter Greenaway."
Hansjörg Spies, Kleine Zeitung Steiermark, 31. 3. 2000
"Der Filmtitel zielt auf ein Gemälde Pieter Brueghels, das im Wiener Kunsthistorischen Museum hängt. Die eisige Landschaft
des Bildes findet ihre Entsprechung im immer schnelleren Zufrieren aller seelischen Ruhepunkte im Leben des Bilder-Restaurators
Fraz (Ulrich Tukur spielt ihn bravourös). Kreihsl hält die verbale Kommunikation auf Sparflamme. Dafür explodieren die Bilder.
(. . .) Außer von Peter Greenaway und Atom Egoyan ist derartig verdichtete Filmästhetik in jüngerer Zeit nie versucht
worden."
Hansjörg Spies, Kleine Zeitung Kärnten, 31. 3. 2000
"HEIMKEHR DER JÄGER von Michael Kreihsl - 'Don Quchote made in Austria' oder aber "Von der Vergänglichkeit des Schönen an
sich". Mittendrin ein verstörter Ulrich Tukur in unerfüllter Liebe zu gemalter Kunst. So romantisch kann Zynismus sein."
Heimo Sver, Steirische Wochenpost, 30. 3. 2000
"Großen Beifall erntete Ulrich Tukur anläßlich der Österreich Premiere für sein schauspielerische Leistung in HEIMKEHR DER
JÄGER."
Kärntner Tageszeitung, 4. 4. 2008
"Wie Franz ein Getriebener ist, der sich auflehnt, weil ihm Auflehnung das einzig Adäquate erscheint, ohne dabei die Verhältnisse
zu durchschauen, ist aukh Kreihsls HEIMKEHR DER JÄGER kein 'gesellschaftskritischer' Film nach herkömmlichen Maßstäben. Kreihsl
wahrt ironische Distanz zu seinem als Kohlhaas verkleideten Don Quichotte, doch er teilt auch dessen Verzweiflung und Gefühl
der Ohnmacht. Einer wie Franz, so zeigt Kreihsls HEIMKEHR DER JÄGER, gehört dorthin, wo man ihn anfangs an der Arbeit sieht:
ins Museum. Ebenso, wie es Franz unvorstellbar ist, anders zu leben, ist es ihm auch unvorstellbar, dass es etwas Anderes
geben könnte, das sich von der drohenden Plastik-Einheitswelt gleichermaßen unterscheidet wie von seiner Idylle. Mit dem altertümlichen
Helm und dem Gewehr aus der Vitrine zieht Franz los - von den anderen, die gleich ihm einen Verlust spüren könnten, weiß er
nichts, will er auch nichts wissen . . . Kreihsl Film HEIMKEHR DER JÄGER mit dem kongenialen Ulrich Tukur in der
zentralen Rolle des Franz, als einen, der aus der Zeit herausfällt, weil er nicht in deren Falle tappen will, passt 'wie angegossen'
zu seinem Entstehungsjahr: Österreich 2000."
Kurt Hofmann, Die Linke, April 2000